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Slayer! Everyone of you!

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Das die deutsche Fernsehbehandlung der Serie, die Vampire überaus erfolgreich und mit weitreichenden Folgen für die kulturelle und intellektuelle Welt wieder thematisierte, mit einer grottigen Synchronisation ins deutsche, einer sinnverändernden deutschen Titelgabe und einer Verlagerung ins Nachmittagskinderprogramm in die Kategorie “What we hate” gehört, ist nur die eine Seite der Medaille.
Bei der zwischen 1997 und 2003 sieben Staffeln lang ausgestrahlten, und 144 Episoden und damit 100 Stunden oder 4,2 Tage ununterbrochenen Genuß versprechenden Serie mit der – nur bei oberflächlichster Betrachtung – barbieesk erscheinenden Protagonistin und ihren Freundinnen von der Scooby Gang handelt es sich natürlich um Buffy the Vampire Slayer, kreiert vom bekennenden Feministen Joss Whedon.

Im Kontrast zu dem durch das deutsche Fernsehen vermittelten Bild einer Kinderserie mit putzigen Monstern existiert das Buffy-Universum, auch buffyverse genannt, und spielt außerhalb hiesiger Gefilde in wissenschaftlichen und popkulturellen Kreisen eine große Rolle: Wissenschaftliche Arbeiten, die nicht nur auf diversen Seiten im Netz veröffentlicht, sondern auch auf Kongressen diskutiert werden, wenden zum Beispiel Foucaults Konzept der Heterotopien auf Friedhöfe und Bibliotheken in der Serie an, Vampire werden als Figuren sexueller Übertretungen untersucht, und Geschlecht und Genderdarstellung der Figuren und ihr Einfluß und Rückwirkungen auf den kulturellen Diskurs dargestellt.

Die Höhepunkte der Serie sind ungezählt, und die Sendezeit von [previously] begrenzt, doch die Klimax, die im Finale der 7. Staffel und damit ihrem Ende erreicht wird, ist “what we love”.
In jeder Generation gibt es ein Mädchen, dass als Slayer ausgewählt wird, um die Welt vor Dämonen zu schützen. Stirbt sie, gehen ihre Kräfte auf das nächste über. Soweit die Legende, die immer wieder erzählt wird. Der Preis für diese Position ist hoch, das Leben voller Verantwortung und Einsamkeit,und dass es nie lange währt, weil die Gegner zu übermächtig und zahlreich sind, ist fast gesetzt.

In der letzten Staffel will The First Evil die Welt zerstören, und bedient sich dabei der extrem misogynen Figur Calebs, einem Dämonen in Priestergewand.
Die konsequente Ablehnung und Kritik von orthodoxem Kirchenglauben und seinen dunklen Auswirkungen war häufig ein Thema. So wurde selbst Buffys Mutter in einer Folge von Dämonen besessen und zündete Scheiterhaufen an, doch Caleb ist die sichtbarste Erscheinung des First Evil: er zitiert häufig die Bibel und repräsentiert ihr dunkelstes Potential. Caleb lässt seinem obssesiven Frauenhass freien Lauf, hält alle Frauen für dreckige, verunreinigte Wesen und versucht so viele potentielle Slayer wie möglich zu töten.
Doch er bekommt, was er verdient: Buffy spaltet ihn in zwei Hälften.

In der Zwischenzeit sind viele der potentiellen Slayer in Buffys Haus versammelt, und Buffy und die 2. Slayerin Faith, die ihre Kräfte erhielt, weil Buffy kurzzeitig tot war, versuchen, aus einer durch Todesdrohungen verängstigten Gruppe junger Mädchen eine kampferprobte Gruppe zu formen, doch die die inneren Widerstände sind gewaltig. Als wären das Erwachsenwerden und seine zukünftigen Degradierungen, die durch das zugeschriebene Frau-Sein drohen, nicht erschreckend genug, sollen sie nun auch noch kämpfen.

The First Evil, der als jede bereits einmal tote Person erscheinen kann, versucht Buffy in einem nächtlichen Gespräch zu entmutigen, und erscheint dabei als ihr Spiegelbild und formuliert ihre größte Angst: allein zu sterben. Die Rede des First Evil in ihrer eigenen Gestalt lässt sie eins erkennen: Je mehr Drohgebärden und Druck ausgeübt werden, um den Gegner einzuschüchtern, desto mehr sieht sich der vermeintlich Stärkere selbst bedroht, und Buffy kommt endlich drauf: It never occured to me before – we gonna win!

Mithilfe ihrer besten Freundin Willow, aus der im Verlauf der Serie eine mächtige Hexe geworden ist – und dies ist natürlich nur eine Folie, auf der – dies ist eine mögliche Lesart – der feministische Kampf gegen das Patriarchat gezeichnet wird – beschließen sie, die Regeln zu ändern: Nur, weil in grauer Vorzeit eine Gruppe von Männern beschlossen hatte, dass nur eine Slayerin gegen das Böse kämpfen kann, muss das nicht für die Ewigkeit festgeschrieben sein. Gegen das Erwähltsein des Einzelnen – chosen, so auch der Titel der Episode – ermutigen sie die Mädchen, selbst ihre Wahl zu treffen und ihr Schicksal in die Hand zu nehmen.

Unterlegt ist diese Rede zum einen mit Bildern der skeptischen potentiellen Slayer, die kurz vor der Kapitulation stehen und sich aber gezwungen sehen zu kämpfen, und zum anderen mit den Bildern verschiedener Mädchen und Frauen in einem breiten Spektrum: einem kleinen Mädchen mit Baseballschläger, das zunächst ängstlich ans Schlagmal tritt und Frauen in offensichtlichen Mißbrauchssituationen. Sie alle beantworten mit ihren Reaktionen auf ihre schwierige Situation Buffys Frage [are you ready to be strong?] eindeutig mit ja.

Damit zeigt Buffy einen Ausweg aus dem Dilemma der einsamen Kämpfe gegen die Zumutungen des Lebens im patriarchalen Kapitalismus: die Möglichkeit eines Widerstands, der Zusammenschluß im solidarischen Kampf und damit die Überwindung der herrschenden Verhältnisse.
Das von Sunnydale, der fiktiven Kleinstadt, die über einem Höllenschlund gebaut und für 7 Staffeln Heimat der Serie war, nach dem Kampf der neuen Slayergeneration nur ein Krater bleibt, ist konsequent.

Das neue Kraft auch neue Feinde und größeren Widerstand nach sich zieht, ist ein Allgemeinplatz, und so müssen sich Buffy und die anderen Slayer in der nach dem TV-Serienende als Comic fortgesetzten 8. Staffel nicht mehr nur Dämonen, sondern auch mit der Armee der Vereinigten Staaten auseinandersetzen, die die Slayer als terroristische Bedrohung ansehen und nicht davor zurückschrecken, mit den Dämonen Allianzen einzugehen.