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Abgründe deutscher Synchronfassungen Part 1

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Ein ganz normaler Arbeitstag im Sacred Heart. J.D. muss einem dänischen Patienten die Diagnose einer Leberläsion übermitteln. Das Problem: Mr. Olson spricht kein englisch. Da J.D. wiederum kein dänisch, sondern nur Bahnhof versteht, gestaltet sich die Konversation entsprechend schwierig, was J.D. letztendlich wieder in einen seiner berühmten Tagträume abgleiten lässt…

Ich bin irritiert. Nena! Wozu das jetzt? Habe ich die Pointe verschlafen? Irgendeinen Witz nicht kapiert?

Nein, das nicht, nur den Fehler gemacht, Scrubs in der deutschen Synchronfassung zu schauen. Erik der Wikinger, wie J.D. den dänischen Patienten getauft hatte, ist in Wirklichkeit, das heißt in der englischen Originalfassung, Hermann the German, bzw. Mr. Olson eigentlich Herr Müller…

Der Wunschtraum macht nun plötzlich Sinn: interkulturelle Verständigung über Musik.

Das in diesem Fall angesprochene Problem der Unmöglichkeit, Deutsch als Fremdsprache kenntlich zu machen, mag nicht das häufigste sein, das bei Synchronfassungen auftaucht. Allgemeiner bekannt sind die Schwierigkeiten, Sprachwitz und Wortspiele zu übertragen und anzupassen, besonders wenn diese noch mit historisch-politischen Besonderheiten verbunden sind. Und dann gibt es natürlich noch das Problem der Stimmen – was besonders für Fans, die bereits staffelweise das Original gesehen haben, oftmals einen zusätzlichen Gruselfaktor ergibt. Dieses Problem ist nicht nur eines der persönlichen Geschmacksfrage, tatsächlich kann über die Stimme der Charakter einer Figur wesentlich beeinflusst werden.

So geschehen auch bei Mad Men. Dabei wollen wir gar nicht weiter auf die Synchronstimme von Don Draper eingehen, die von vielen als zu hoch und sanft empfunden wird. Es geht uns vielmehr um die Figur Salvatore Romanos, der Art Director von Sterling-Cooper. Bei Sal häufen sich im Laufe der Serie die Hinweise auf seine Homosexualität, die er vor sich selbst nicht recht zugeben kann und will. Die entsprechenden Verweise darauf wurden in den ersten Folgen diskret und recht subtil eingebaut. In der deutschen Fassung sieht dies jedoch ganz anders aus, bzw. hört sich anders an, wie folgende kurze Beispiele aufzeigen…

Der Unterschied mag nicht an allen Stellen so deutlich vorscheinen, doch an diesen ist er im wahrsten Sinne des Wortes nicht zu überhören. Während Sal sich im englischen manchmal unabsichtlich outet über das, was er sagt – so wie im letzten Ausschnitt, der Barszene, geschehen – macht er es im deutschen zusätzlich darüber, wie er es sagt: Stimmlage und -melodie folgen dem medialen deutschen Klischee über homosexuelles Sprechen. Die Figur des Salvatore wird damit von Serienbeginn an auf eine Rolle festgelegt, in die sie sich im englischen erst langsam und allmählich hin bewegt. Dieser im Original angelegte Spielraum ist ihr also in der deutschen Fassung von vornherein nicht gegeben. Dass Figuren sich im Serienverlauf auch noch weiterentwickeln, darauf geschissen. Eingebettet in das Serienkonzept als Ganzes bedeutet dies, dass eine zentrales Merkmal von Mad Men konterkariert wird – nämlich in zahlreichen gut versteckten, das heißt subtilen Anspielungen und Andeutungen die radikalen sozialen, politischen und gesellschaftlichen Veränderungen, auf die sich die US-amerikanischen Gesellschaft der Sechziger Jahre zubewegt, vorwegzunehmen.

Wir sagen zur deutschen Synchro: “Go to hell. Run by Germans!