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What’s Up? New TV Season 2010/2011

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Die Serien-Season 2010/2011 neigt sich ihrem Ende zu, die Sommerserien – auch Midseason genannt – beginnen demnächst, und in diesen Tagen verkünden die Networks ABC, CBS, FOX, NBC und The CW Absetzungen, Fortsetzungen, Neustarts und Serienpiloten, bei denen später entschieden wird, ob daraus eine ganze Season wird.

Die letzte Saison war in vielerlei Hinsicht enttäuschend. Qualitäts-TV-Serien sind zur Zeit auf dem absteigenden Ast. Zu teuer und zu aufwendig, spielen zwar Kritiker_innenlob und künstlerische Preise auch eine Rolle. Den weitaus größeren Einfluß haben jedoch Zuschauer_innenzahlen und – wie könnte es anders sein – die Werbeeinnahmen. So entscheiden die großen Seriensender erst traditionell bei den New Yorker Upfronts über die neuen Piloten, bei denen die Werbekunden über Preise für Werbepakete verhandeln.

Natürlich gab es auch im vergangenen Jahr sehenswerte und unterhaltsame Sendeformate, doch waren diese eher im Comedybereich oder bei den Trickfilmen zu finden. Die wenigen Ausnahmen der Saison, die zu unserem favorisierten Subgenre der Qualitäts-TV-Serien gehören, erinnert sei hier an “The Good Wife“, “Treme“, “Breaking Bad” und “Mad Men“, wurden bereits kritisch bei previously beleuchtet. Da die us-amerikanischen Networks bei den Serien nicht zwischen Genres unterscheiden – genauso, wie die hierzulande immer noch gebräuchliche Unterscheidung zwischen Hoch- und Unterhaltungskultur in den USA keine Rolle spielt, – sondern formatübergreifend über die attraktiven Abendsendeplätze entscheiden, finden sich in den Listen der Serien für die neue Saison, die im Herbst beginnen wird, neben Drama und Comedy auch Reality und Talent-Suche-Shows.

Ein anderer Aspekt, den wir bei der Sichtung der Flut der Ankündigungen interessant finden, ist der im Vergleich zur letzten Season stark gestiegene Anteil von weiblichen Serienautoren und – surprise surprise – eine wesentlich höhere Anzahl von weiblichen Hauptdarstellerinnen. Natürlich ist Weiblichkeit erst einmal keine Qualitätsmerkmal. Es bleibt jedoch die Hoffnung, dass eine ausgewogenere Verteilung eine größere Anzahl auch für uns interessanter Seriensujets hervorbringen möge.

Schon jetzt gibt es an einigen Serien heftige Kritik: Der Erfolg von Mad Men, der zwar gerade die Umbrüche in einer einstmals heilen Männerwelt zeigt, hat leider eine eklige Nostalgiewelle ausgelöst, und bringt nun weitere Serien, die in “der guten alten Zeit” spielen und Remakes hervor, die sich zwar emanzipierter geben – und teilweise auch sind – aber trotzdem einen Backlash unterstützen, der uns bei previously nicht unterhalten wird.

Maureen Dowd, neben Gail Collins unsere Lieblingskolummnistin der New York Times, bringt es knapp auf den Punkt: “The remake of “Charlie’s Angels” that ABC is adding to its fall TV lineup is a masterpiece of subtlety. It takes at least 15 minutes before the three girls get wet.” Kaum verwunderlich, dass Drew Barrymore, die in der Vergangenheit damit auffiel, Feminismus weit von sich zu weisen, die Serie produziert. NBC macht ebenfalls mit und kündigt seine Serie “The Playboy Club” so an: “This provocative new series captures a time and place that challenged the social mores, where a visionary created an empire, and an icon changed American culture.”

Last but not least, schließlich werden sogar die Flintstones zurückkehren, bringt ABC eine Serie “Pan Am“, die in den frühen 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts das Leben der Stewardessen beleuchtet. Im Trailer wird am Ende kurz eingeblendet “The World is Theirs”, aber selbst Christina Ricci wird uns nicht zum Schauen animieren. Zitat der Werbung: “Sie machen alles. Und sie machen es in 30.000 feet Höhe.” Zu dieser Zeit mussten Stewardessen entwürdigende Gewichtsproben über sich ertragen, im Falle einer Heirat den Dienst quittieren und durften nicht älter als 32 Jahre sein. Sie spielten bei der Durchsetzung gleicher Rechte für Frauen eine nicht unbedeutende Rolle. So wurde 1964 der Civil Rights Act beschlossen, der ungleiche Behandlung an öffentlichen Orten wie z.B. Schulen oder bei öffentlichen Arbeitgebern verbot und es dem Bundesanwalt ermöglichte, gegen staatliche Stellen tätig zu werden, die die Rassentrennung weiter aufrecht erhielten. Der konservative Howard Smith aus Virginia hatte vorgeschlagen, Frauen zur Liste der Gruppen hinzuzufügen, die vor Diskriminierung am Arbeitsplatz geschützt werden sollten. Er wollte damit den Civil Rights Act verhindern und erklärte später, es habe sich um einen Witz gehandelt. Und während zuerst gescherzt wurde, dass nun männliche unförmige Playboy Bunnys in The Mansion arbeiten würden, waren die ersten Beschwerdeführerinnen Stewardessen. Die Ansinnen der Stewardessen wurden höhnisch belacht, bis Martha Griffith, eine der ersten Frauen im Kongress, während einer Anhörung fragte: “Was betreiben Sie? Eine Fluglinie oder einen Puff?” Wozu also eine Serie aus einer miefigen Zeit, die sich nicht nur die Studiobosse zurückwünschen und die absolute Ungleichbehandlung glamourisiert?

Doch nicht nur dieser Backlash vergällt die Vorfreude, auch das Studium der kurzen Beschreibungen möglicher Serien enthält auf den ersten Blick wenig Überraschendes: Die klassischen Themen Anwälte, Polizei und Kriminalität, Krankenhaus, Familie und Romanze werden wieder aufgewärmt und scheinen wenig mutig. Mal sehen, ob es in Ausnahmefällen funktioniert.

Auf feministischen Seiten und in TV-Foren freuen sich alle auf die neue Comedy “Whitney“, die ebenfalls bei NBC gesendet werden wird. Geschrieben und gleichzeitig die Hauptrolle spielen wird die amerikanische Komikerin Whitney Cummings In der Serie porträtiert sie – logisch – die Figur Whitney, die weibliche Hälfte eines Paares, das beschlossen hat, das Leben zwar gemeinsam, aber ohne Trauschein zu verbringen. Dazu eine nervige Mutter, eine an die romantische Liebe glaubende Schwester, und ein metrosexueller Freund. Herrjé! Die Begeisterung kann man wohl nur nachvollziehen, wenn man den Heiratswahn und die Wichtigkeit dieses Ereignisses für US-Amerikaner kennt.

Up All Night” bringt uns ein Wiedersehen mit Christina Applegate, die durch ihre Darstellung der Kelly Bundy weltberühmt wurde. In der neuen Comedy spielt sie eine Frau, die mit Freude ihre berufliche Karriere verfolgt, nie Kinder wollte und nun doch Nachwuchs bekommt. Ihr Mann springt gerne ein. Soweit der Plot. Inwieweit eine Comedy für uns funktionieren wird, die “umgekehrte Rollenverteilung” als den großen Spaßfaktor annimmt – wir werden sehen.

Das Senderschwergewicht Fox ist ja nicht nur für seine ultrakonservativen Nachrichten und weltverschwörerischen Talkshows bekannt, die dann bei Comedy Central durch Jon Stewart und Stephen Colbert verhonepipelt werden. Die Stärken des Serienprogramms bei Fox sind klar: Die Simpsons, American Dad, Family Guy und The Cleveland Show dienen der leichten Unterhaltung. Glee wird natürlich fortgesetzt und auch von House gibt es nochmal eine – wahrscheinlich letzte – Staffel.

Fox hat mehrere neue Serien bestellt, von denen uns leider erstmal nur eine vielversprechend erscheint.

I Hate My Teenage Daughter“, so der vielversprechende Titel der neuen Serie von Ellen Kreamer and Sherry Bilsing-Graham, die schon vorher, z.B. bei “The New Adventures of Old Christine” zusammengearbeitet haben. Die Comedy behandelt ein uramerikanisches Trauma: das Mobbing durch die Highschool Clique der erfolgreichsten Mädchen. 2 Mütter, die in ihrer Jugend ganz schön gelitten haben, kommen vom Regen in die Traufe. Ihre Töchter sind nicht Opfer des Mobbings, sondern die Täterinnen, die sich nicht nur in der Schule austoben, sondern auch an ihren Müttern abarbeiten.

Ebenfalls auf Fox wird zukünftig “New Girl” ausgestrahlt, geschrieben wurde die Comedy von Liz Meriwether. Zooey Deschanel porträtiert Jessica, eine Grundschullehrerin, die kein Glück in der Liebe hat. Nach ihrem jüngsten Beziehungsende zieht sie in eine WG mit 3 Männern. Idee der Comedy soll sein, dass sie durch die Nähe zum anderen Geschlecht langsam beginnt Männer zu verstehen. Dabei sind die 3 Männer langweilige Prototypen: Ein Barmann, ein etwas nachlässiger Personal-Trainer und ein gut aussehender Typ, der keinen Drink ablehnt. Die sich verändernden Zeiten scheinen den Studios und den Werbekunden wirklich Angst einzujagen. Serien über vergangene Zeiten oder Frauen, die lernen Männer zu verstehen. Unser Beileid.

Für alle, die “Heroes” mochten, gibt es eine neue Serie von Tim Kring: Kiefer Sutherland wird in “Touch” den Vater eines autistischen Jungen spielen, der Verbindungen zwischen Menschen sieht, die anderen verborgen sind, und diese mittels langer Zahlenfolgen kommunizieren kann. Die Grundthemen – Menschen mit besonderen Fähigkeiten, der Einfluß kleiner Handlungen auf den Ablauf der Geschichte sind vertraut – könnten aber einen Blick wert sein.

Der kleinste der 5 großen Sender, The CW, hat 90210 und Americas Next Topmodel offiziell verlängert, und auch sonst nur Blödsinn im Angebot: Da wäre “Hart of Dixie“, geschrieben von Leila Gerstein. Die bisher verfügbaren Informationen lassen eine konventionelle Serie fürchten: junge, ehrgeizige New Yorker Chirurgin erbt im Serienpiloten eine kleine Praxis in einer Kleinstadt in Alabama. Nach ihrer Ankunft gibt es natürlich Kämpfe mit der Dorfbevölkerung, sie hat jedoch Unterstützung -natürlich eine resolute, bodenständige Krankenschwester. Konkurrierender Arzt: check. Symphathischer junger Mann: check. Lahm.

Ebenfalls bei The CW ist Sarah Michelle Gellar, als Buffy the Vampire Slayer bekannt gewordene Schauspielerin. Der Plot für “The Ringer” klingt so, als ob er unterhaltsamen Stoff für eine, maximal zwei Seasons bieten könnte. Sarah Michelle Gellar spielt eineiige Zwillinge, von denen die eine bei einem Mafia Prozess für das FBI aussagen soll. Sie flüchtet zu ihrer Schwester, die reich geheiratet hat. Nachdem die Schwester kurz danach bei einem Unfall stirbt, nimmt sie kurz entschlossen deren Lebensplatz ein. Leider war das Leben der Schwester gar nicht so sicher, außerdem hatte sie eine Affäre mit dem Ehemann der besten Freundin. Natürlich sind FBI und Mafia auf der Jagd nach ihr, und ihre einzige Hilfe ist: ihr Betreuer bei den Anonymen Alkoholikern.

Die nächsten Monate werden zeigen, ob unsere erste Einschätzung richtig war. Wir hoffen, genügend Highlights übersehen zu haben und freuen uns auf positive Überraschungen. TV on!