Bored to Death: Cheers to Friendship!
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“You know, I never thought I ever would be on a graveyard in a spa-robe, talking to a beautiful transvestite in the moonlight.” – “that’s romantic!!“
Diese romantische Situation hat Ray wieder einmal seinem besten Freund Jonathan und dessen Hang zur Privatdetektei zu verdanken. Und damit sind wir auch schon mitten drin, in der irrsinnig-absurden Welt von „Bored to Death“, der Noir-otic Comedy-Serie, die von 2009 bis 2011 auf HBO lief.Schauplatz: Brooklyn, NYC, späte Nullerjahre. Der Auftakt: Jonathan Ames (Jason Schwartzman), um die 30 Jahre jung, Krimiautor, befindet sich am Tiefpunkt nicht nur seines schriftstellerischen Daseins: Nachdem sein erster Roman ein ganz passabler Erfolg war, verzweifelt er an den berühmt-berüchtigten Schwierigkeiten eines erfolgreichen Zweitwerkes. Seine bevorzugten Inspirations- wie auch Prokrastinationsmittel: Weiswein und Marihuana. Diese ausgiebig konsumierte Mischung hält seine Freundin Suzanne nicht lange aus, sie verlässt ihn. Daraufhin, und vor allem um seine Schreibblockade endlich zu lösen, tritt Jonathan in die Fußstapfen seiner Romanhelden und bietet per online-Anzeige seine Dienste als Privatdetektiv an – zu äußerst günstigen Konditionen, versteht sich. Kenntnisse hat er ja – als Autor wie Leser von Krimilektüre. Die Kundschaft lässt nicht lange auf sich warten, und bald angelt Jonathan sich einen aberwitzigen Fall nach dem anderen: So hilft er einem Polizisten von der Sippe aus der Patsche, dessen Vorliebe für Sadomasospiele aufzufliegen droht, als seine Kollegen eine Razzia in genau dem SM-Klub planen, in welchem er treuer Stammkunde ist; er bringt auf der Suche nach der Braut eines russischen Mitbürgers die Mafia von Brighton Beach gegen sich auf, spielt Postbotin für Liebesbriefe in der Frauenabteilung eines Wellnessklubs und kümmert sich um gekidnappte Hunde ebenso wie um gekidnappte Spermien.
Tatkräftige Unterstützung erhält er dabei von seinen besten Freunden Ray Hueston (Zach Galifianakis) und George Christopher (Ted Danson).
Ray, ein gutmütiger und immer etwas naiv und vertrottelt wirkender Comiczeichner, kompensiert sein mäßig erfolgreiches und alles andere als spannendes reales Leben mit seinem Alter Ego, der Comicfigur „Super Ray“. „Super Ray“ ist natürlich ein Superheld, mit der einzigartigen Eigenschaft, mit einem überdimensionierten, über Superkräfte verfügenden Penis ausgestattet zu sein – sein schlagkräftigstes Werkzeug gegen die zahlreichen Schurken des Super Ray-Universums.
Auf den dritten im Bunde, George Christopher, Herausgeber einer fiktiven New Yorker Zeitschrift und in dieser Funktion ab und an auch Arbeitgeber von Jonathan, trifft am deutlichsten der Titel der Serie zu, „Bored to Death“. Der 62-Jährige ist ein klassischer Sensation-Seeker, wie Psychologen es nennen würden – immer auf der Suche nach dem besonderen Kick, nach Abenteuer im Allgemeinen und Frauen im Besonderen, dabei durchgängig zugedröhnt, und dies am liebsten per gepflegtem Cannabis-Konsum aus einem Edel-Vaporizer. Wenn er auch für Jonathan eine Art Vaterfigur darstellt, ist George wohl kaum Altersweisheit zu attestieren, höchstens ein ausgeprägter Alterszynismus. Gespielt wird die Figur des George Christopher im Übrigen von Ted Danson, der den nicht mehr ganz so jungen Serienjunkies unter uns noch sehr gut aus der 80er Jahre Sitcom „Cheers“ bekannt sein dürfte, in der er den Barbesitzer Sam Malone spielte.
Während zu Beginn der Serie Jonathan die einzige Verbindung zwischen Ray und George darstellt, deren Charaktere unterschiedlicher kaum ausfallen könnten, schließen mit der Zeit auch der Comiczeichner und der alternde Macho eine herzliche Freundschaft, als sie ihre gemeinsame Vorliebe für Cannabis entdecken.
Und darum geht es in dieser Serie schließlich auch – um Männerfreundschaften. Zugegeben, dieser Fokus, der schon allein durch die ausschließlich männlichen Hauptdarsteller zustande kommt, schreckte uns zu Anfang gehörig ab. Bereits in der ersten Folge wird deutlich, dass „Bored to Death“ den Bechdel-Test nie bestehen wird – zu augenfällig sind die weiblichen Nebenfiguren, die eh nur sporadisch auftauchen, als deren Freundinnen, Liebschaften oder Ex-Frauen jeweils direkt und ausschließlich auf Jonathan, Ray oder George bezogen. Untereinander kennen sich diese Frauen auch überhaupt nicht. Durch die ausschließliche Konzentration auf die drei Hauptfiguren verhandelt die Serie jedoch auf äußerst charmante Weise Bilder und Vorstellungen von Männlichkeiten, die sie – dem Comedy-Genre gemäß – gehörig durch den Kakao zieht.
So unterschiedlich ihre Charaktere auch sein mögen, orientieren sich Jonathan, Ray und George in ihrem Wunschdenken und Handeln ganz offensichtlich an klassischen Männlichkeitsidealen. Jonathan mimt mehr schlecht als recht den obercoolen Detektiv aus dem Film noir der 1940er und 50er Jahre. Bei seinen investigativen Recherchen bzw. Rechercheversuchen hüllt er sich in den Trenchcoat, den Blick geheimnisvoll gesenkt, die Stimme bemüht um eine Oktave tiefer, gerade wenn er weibliches Klientel vor sich hat. Fehlte nur noch, dass er wie Humphrey Bogart beim Filmdreh auf einer Bierkiste steht, um bei Liebesszenen seine geringe Körpergröße zu kaschieren. Bei Ray liegt die Wunschvorstellung im Alter Ego „Super Ray“ klar auf der Hand bzw. zwischen den Beinen. Das regelmäßige Scheitern dieser beiden an ihren fiktionalen Vorbildern macht dann auch einen großen Teil des Witzes – und auch des Charmes – von „Bored to Death“ aus. Am ehesten gelingt die Besetzung dieses klassischen Idealbildes noch George, doch auch er wird schließlich komplett aus der Bahn geworfen, als bei ihm Prostatakrebs diagnostiziert wird…
Für Aussagen wie diese, die uns – abzüglich natürlich der Altersangabe – doch sehr an unsere eigene Lebenswirklichkeit erinnern, lieben wir die drei Antihelden aus „Bored to Death“. Jonathan, Ray und George sind nun wiederum keine Looser, das wäre zu einfach und stereotyp ins Gegenteil des klassischen Männlichkeitsbildes gewendet. Sie sind sensible, verträumte bis schwärmerische und eben darum auch so liebenswerte Zeitgenossen, bei denen über allen gewöhnlichen bis grotesken Geschehnissen ihres Alltags ihre Freundschaft steht, die in ihrer Tiefe den gezeigten Liebesbeziehungen mehr als nur das Wasser reicht. Diese Zuneigung und die Sorge füreinander gewinnt in der zweiten Staffel erst richtig an Fahrt, und sie kann auch schon mal unfreiwillig Involvierte auf eine harte Geduldsprobe stellen – wie beispielsweise in dem Fall, als Jonathan von zwei Gangstern entführt und gezwungen wird, George wegen der Lösegeldforderungen anzurufen.
An „Bored to Death“ zeigt sich – leider – exemplarisch die zunehmende Ausrichtung an kommerziellem Erfolg auch bei HBO-Serien. Wegen zu geringer Einschaltquoten wurde die Serie nach gerade einmal drei Staffeln abgesetzt. Dass in jüngster Zeit Gerüchte zu einem „Bored to Death“-Kinoableger auftauchten, tröstet nur bedingt.
66 % disapprove – thats everyone in America who’s awake right now!
[audio:http://previously.us/wp-content/uploads/2012/09/Veep.mp3|titles=Veep]In einer der vergangenen Sendungen von previously haben wir ueber eine mögliche HBO-Serie mit einer weiblichen oder feministischen Hauptfigur berichtet, mit der unser Lieblings-TV-Serien-Anbieter auf sich warten lies. Im April begann nun endlich die Ausstrahlung der Polit-Satire “Veep“, in deren Mittelpunkt die us-amerikanische Vizepräsidentin Selina Meyer steht. Sie wird von Julia Louis-Dreyfus gespielt. Verantwortlich fuer Veep zeichnet der britische Satiriker Armando Iannucci. Mit Comedys im Feld der großen Politik kennt sich Armando Iannucci aus. Er ist bekannt für seine TV-Serie The Thick of it, in der er das Innenleben der britischen Regierung parodiert. „Veep“ steht für die umgangssprachliche Abkürzung von Vice President, VP.
Boardwalk Empire: Kosher Nostra & Queeres Leben in Atlantic City
[audio:http://previously.us/wp-content/uploads/2012/02/Boardwalk-Empire-Kosher-Nostra-und-die-queere-Geschichte-Atlantic-Citys.mp3|titles=Boardwalk Empire – Kosher Nostra und die queere Geschichte Atlantic Citys]Von September bis Dezember 2011 strahlte HBO die zweite Staffel von “Boardwalk Empire” aus. Das Staffelfinale war für viele Serienfans ein Schock. Wie wir es bereits von anderen HBO-Qualitätsproduktionen kennen, wird für eine glaubhafte Story auch auf Hauptdarsteller keine Rücksicht genommen. Mehr wird nicht verraten, um allen, die die 2. Staffel noch sehen wollen ein überraschendes Finale zu sichern. Gelegenheit die 2. Staffel zu sehen, gibt es im Übrigen ab 29. Februar beim deutschen Bezahlsender TNT, wahlweise in deutscher oder englischer Sprachfassung.
Zwischen Schweinepriestern und C*cks*ck*rn: Die Frauen von Deadwood
[audio:http://previously.us/wp-content/uploads/2012/02/Zwischen-Schweinepriestern-und-C_cks_ck_rn-Die-Frauen-von-Deadwood.mp3|titles=Zwischen Schweinepriestern und C_cks_ck_rn – Die Frauen von Deadwood]„Seit langem fühlen wir uns […] angezogen von weiblichen Charakteren, die versuchen, ihren Weg im Dickicht von Sex und Sexualität, Lust und Romantik, Kraft und Macht, Lebensentscheidungen und Identitäten zu finden und auch darüber zu sprechen, während sie innerhalb einengender narrativer Welten funktionieren, in denen ihnen nichts geschenkt wird.“ *
Janice Soprano: “That bitch is lucky I didn’t kill her!”
[audio:http://previously.us/wp-content/uploads/2011/05/Janice-Soprano-That-Bitch-Is-Lucky-I-Didnt-Kill-Her.mp3|titles=Janice Soprano – That Bitch Is Lucky I Didn’t Kill Her]Reading the Sopranos, Investigating the Sopranos, The Psychology of the Sopranos, The Sopranos and Philosophy: I Kill Therefore I Am, The Sopranos on the Couch – Analyzing Television’s Greatest Series, A Sitdown with the Sopranos: Watching Italian American Culture on TV’s Most Talked-About Series … keine us-amerikanische Fernsehserie ist so intensiv diskutiert wurden wie HBOs The Sopranos. Wir haben die umfangreiche Literatur gesichtet und werden bei previously in loser Fortsetzung die interessantesten Analysen vorstellen. Heute Teil 1 – Janice Soprano: “That bitch ist lucky I didn’t kill her!”
Previously: 7th Episode
Hier die gesamte Episode zum Nachhören…
[audio:http://previously.us/wp-content/uploads/2010/11/Previously-Ep.-7.mp3|titles=Previously Ep. 7]HBOs langer Weg zu einer weiblichen und / oder feministischen Hauptfigur
[audio:http://previously.us/wp-content/uploads/2010/11/HBOs-langer-Weg-zu-einer-Serie-mit-weiblicher-und_oder-feministischer-Hauptfigur.mp3|titles=HBO’s langer Weg zu einer Serie mit weiblicher und_oder feministischer Hauptfigur]Im April 2009 hat HBO zu unserer aller Überraschung eine Serie mit einer feministischen Hauptfigur angekündigt. Und mit uns meinen wir nicht nur uns als previously-AutorinnenKollektiv sondern feministische TV-Serien-Fans, Bloggerinnen, Medien- und Kulturwissenschaftlerinnen: überall erstauntes Augenreiben – war doch HBO bisher eben nicht nur mit den innovativsten TV-Serien der Fernsehgeschichte aufgefallen, sondern auch mit einem Mangel an anspruchsvollen und komplexen Frauenfiguren. (more…)
Auf der Couch mit Dr. Jennifer Melfi in “The Sopranos”
[audio:http://previously.us/wp-content/uploads/2010/10/Dr.-Melfis-Couch-The-Sopranos.mp3|titles=Dr. Melfis Couch – The Sopranos]Download
Die Emmyverleihung an Edie Falco für ihre Rolle der Nurse Jackie hat uns neugierig auf ihre Darstellung der Carmela Soprano gemacht, für die sie mehrfache Emmyauszeichnungen erhalten hat. Wir haben uns daher der HBO-Serie “The Sopranos” gewidmet. Die Serie, die das TV-Erzählen neu erfunden, das Qualitätsfernsehen begründet hat und als das bedeutendste TV-Kunstwerk seit “Twin Peaks” bezeichnet wird. Relativ schnell zog allerdings eine andere Frauenfigur in “The Sopranos” unsere Aufmerksamkeit auf sich: Dr. Jennifer Melfi – die Psychiaterin Tony Sopranos. (more…)
A Gay Fantasia on National Themes: Die Miniserie Angels in America
[audio:http://previously.us/wp-content/uploads/2010/09/A-Gay-Fantasia-on-National-Themes-Angels-in-America.mp3|titles=A Gay Fantasia on National Themes – Angels in America]
Angels in America ist eine Miniserie aus sechs Teilen, die auf dem Pulitzer Preis-gekrönten Theaterstück von Tony Kushner basiert. Das zweiteilige Drama Angels in America gilt in den USA als wichtigstes Theaterereignis der 1990iger Jahre. Der erste Teil des Theaterstückes – Millenium Approaches wurde 1991 im Eureka Stage in San Francisco uraufgeführt, gefolgt vom zweiten Teil – Perestroika – Ende 1993. Angels in America wurde sehr lange als zu lang, zu künstlerisch, zu politisch, zu queer erachtet, so dass eine Filmadaption von keinem der größeren Filmstudios in Erwägung gezogen wurde, bis sich schließlich nach dreizehn Jahren der TV-Sender HBO dazu entschloss. (more…)
„Wish Someone Would Care“ – New Orleans in David Simons neuer TV-Serie „Treme“
[audio:http://previously.us/wp-content/uploads/2010/08/Wish-Someone-Would-Care-New-Orleans-in-David-Simons-neuer-TV-Serie-_Treme_.mp3|titles=Wish Someone Would Care – New Orleans in David Simon’s neuer TV-Serie _Treme_]Im April 2010 begann bei HBO die Ausstrahlung der mit viel Spannung erwarteten neue TV-Serie von David Simon: “Treme”. David Simon, bekannt für seine TV-Serie “The Wire”, in der er das postindustrielle Baltimore einer mikroskopischen Untersuchung unterzog, widmet sich nun einem Stadtteil und seiner Bewohner_innen im post-Katrina New Orleans.
Treme ist eines der ältesten Stadtteile New Orleans, in dem traditionell viele Afroamerikaner_innen leben. Während der Kolonialzeit kamen am Congo Square, heute Teil des Armstrong Parks, die Sklaven der Plantagen-besitzer zum Musizieren zusammen. Bereits vor dem Amerikanischen Bürgerkrieg gab es in Treme einen hohen Anteil an freien schwarzen Menschen. Der New Orleans Jazz ist hier entstanden und auch heute noch lebt und arbeitet die Musikerszene von New Orleans in Treme.
Genderfragen on The Wire
[audio:http://previously.us/wp-content/uploads/2010/07/The-Wire-Darstellung-von-weiblichen-und-homosexuellen-Figuren.mp3|titles=The Wire – Darstellung von weiblichen und homosexuellen Figuren]In der letzten previously-Sendung haben wir Euch die TV-Serie „The Wire“ vorgestellt. Die viel gelobte sozialkritische Drama-Serie über den Zustand der postindustriellen Gesellschaft in amerikanischen Großstädten des 21. Jahrhunderts wird von Fans und Kritiker_innen gleichermaßen als die beste Serie in der Geschichte des Fernsehens bezeichnet. Im Grunde haben wir uns in unserem Beitrag diesem Lob angeschlossen. Um so schwieriger war die Auseinandersetzung mit der Tatsache dass es „The Wire“ als eine der progressivsten TV-Serien an Sensibilität für feministische und gender-politische Aspekte mangelt. Wir haben sie dennoch nicht gescheut. Hilfreich hierbei waren vor allem Texte und Diskussionsbeiträge US-amerikanischer Blogs, so zum Beispiel die Einschätzung von Sophie Jones auf popmatters.com. (more…)